In den vorherigen Abschnitten sind viele der Motive OOP zu nutzen schon angeklungen. Dieser Abschnitt soll sie noch einmal zusammenfassend aufführen, da gerade OOP-Neulinge sich oft nicht mit ihren Konzepten anfreunden können, da ihnen der Sinn und Zweck dieses Programmierkonzeptes nicht klar ist.
Die grundlegende Idee der OOP ist es, durch Bildung von Sinneinheiten (Objekten) einen besser strukturierten Programmcode zu erzeugen. Diese Sinneinheiten bestehen zum einen aus Daten (Elementen), zum anderen aus Funktionen (Methoden). Dadurch entsteht eine leicht definierbare Schnittstelle zu den Objekten, die die Wiederverwendung erleichtert. Auch eine nachträgliche Änderung ist leicht durchführbar, solange sie die bestehende Schnittstelle nicht verändert (eine Erweiterung ist natürlich möglich).
Durch das Vererbungskonzept ist es zusätzlich möglich, bestehende Objekte leicht um neue Funktionen zu erweitern bzw. Variationen bestehender Objekte zu erzeugen. Dabei muß noch nicht einmal die Implementierung der Basisklasse bekannt sein. Diese Eigenschaft ist nicht zuletzt auch für die kommerzielle Verwendung von Klassen interessant. Eine Klassenbibliothek kann als compilierte Bibliothek mit zugehörigen headern ausgeliefert werden, der eigentliche Programmcode ist nicht notwendig (siehe Kapitel Programmstrukturierung).
Das Konzept des Polymorphismus bringt zuletzt mit der Möglichkeit der dynamischen Bindung eine Lockerung des starren Typenkonzepts. Während bei einer statischen Bindung der Typ eines Datums zur Compilezeit bekannt sein muß, kann bei der dynamischen Bindung der genaue Typ eines Objektes bis zu dessen Nutzung unbekannt bleiben, solange gewährleistet ist, das die zu nutzenden Elemente und Methoden vorhanden sind. Gerade dieses Konzept bereitet dem Anfänger erfahrungsgemäß einige Probleme, führt aber durchaus zu praktischen Anwendungen.
Hier endet der Überblick über das Objektorientierte Programmieren. Die besprochenen Konzepte werden alle in den folgenden Kapiteln noch einmal erläutert werden, dann im Zusammenhang einer direkten Implementierung von Objekten in C++. Mit der Nutzung der Möglichkeiten sollten viele der theoretischen Überlegungen sich selbst erklären, indem ihr praktischer Nutzen sichtbar wird. Bei Verständnisproblemen in den folgenden Kapiteln empfiehlt es sich, in dieses Kapitel zurückzublättern, auch dann, wenn man sich 'nur' der Theorie nicht ganz klar ist, da ein gutes Verständnis der theoretischen Grundlagen erfahrungsgemäß bei der Umsetzung, sprich der Programmierung, hilft.